Fernwärme oder Wärmepumpe: Was lohnt sich für mich?

  • von Alexander Rosenkranz
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Geht es um eine neue Heizung, stehen viele Systeme zur Auswahl. Neben Biomasse, Gas und Heizöl entscheiden sich Hausbesitzer dabei häufig für Fernwärme oder Wärmepumpe. Denn beide sind umweltfreundlich. Sie schonen fossile Energien und emittieren wenig bis gar kein CO₂. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen Fernwärme und Wärmepumpe? Welches System ist besser für das eigene Haus geeignet und wie trifft man Entscheidungen für die Zukunft verlässlich? Wir stellen beide Heizungsarten vor und geben Antworten auf die wichtigsten Fragen. 

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Im Vergleich: Fernwärme und Wärmepumpe zum Heizen

Bei Fernwärme und Wärmepumpen handelt es sich um zukunftsfähige Heizsysteme. Beide setzen überwiegend auf regenerative Energien. Sie funktionieren ohne Verbrennung im eigenen Haus und stoßen lokal keine Schadstoffe aus. Doch wie funktionieren die Systeme eigentlich?

Fernwärmenetze verteilen zentral erzeugte Wärme an viele Häuser

Nah- oder Fernwärmenetze bestehen in der Regel aus einer Heizzentrale, die über Rohrleitungen mit vielen Häusern in der Umgebung verbunden ist. In der Zentrale entsteht Wärme durch die Verbrennung verschiedener Energieträger. Darunter etwa Gas, Heizöl, Biomasse oder Abfall. Auch die nachwachsende Energie einer Solaranlage oder die Abwärme aus industriellen Anlagen lässt sich in das Fernwärmenetz einspeisen.

Im eigenen Haus findet sich anstelle einer Heizung mit Kessel, Brenner und Schornstein nur eine Hausübergabestation. Diese überträgt Wärme aus dem Fernwärmenetz auf das Heizungswasser. Das Medium strömt daraufhin über ein Netz aus Rohrleitungen zu den Heizflächen, die Wärme wiederum an die Räume abgeben. Parallel lässt sich auch die Warmwasserbereitung mit der Energie aus dem Fernwärmenetz realisieren, ohne an Komfort zu verlieren. Mehr über Vor- und Nachteile der Fernwärme erklärt das folgende Video.

Wärmepumpen nutzen Umweltenergie für Heizung und Warmwasser

Eine Wärmepumpe macht Umweltwärme für Heizung und Warmwasser nutzbar. Dazu überträgt sie kostenfreie Wärme aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser auf ein Kältemittel. Das Medium verdampft dabei, bevor ein Verdichter mit dem Druck auch die Temperatur anhebt. Ist das Kältemittel warm genug, gibt es Energie an das Heizungswasser ab. Es geht in den flüssigen Aggregatzustand über, entspannt sich und nimmt erneut Umweltwärme auf. Wie das im Detail funktioniert, zeigt das folgende Video.

Im eigenen Haus funktioniert dabei auch hier alles wie gewohnt. Das Heizungswasser transportiert Wärme zu allen Räumen und die Warmwasserbereitung lässt sich zentral realisieren. Damit die Wärmepumpe effizient und sparsam arbeitet, sollten die Heizflächen allerdings möglichst groß sein.

Wichtig zu wissen:  Wärmepumpen setzen große Heizkörper oder Flächenheizsysteme wie die Fußbodenheizung voraus. Im Bestand ist der Einbau daher manchmal mit einigen Umbaumaßnahmen verbunden. Bei der Fernwärme gibt es diesen Umstand nicht, weshalb die Installation im Altbau teilweise günstiger ist.

Kosten, Wartung und Komfort: Das sind die Unterschiede

Stehen Sie vor der Entscheidung, ob Sie im Haus lieber auf Fernwärme oder Wärmepumpe setzen sollten? Dann sind mehrere Aspekte zu beachten. Neben den Kosten gehört dazu auch der Aufwand für die Wartung und der Komfort im Betrieb.

Anschaffungskosten: Für die Wirtschaftlichkeit oft nicht entscheidend

Der Kaufpreis ist der erste Punkt, der bei einer Entscheidung für Fernwärme oder Wärmepumpe interessiert. Denn er steht für die Summe, die Sie zunächst ausgeben müssen, um eines der Systeme im eigenen Haus zu nutzen. Da die Fernwärmetechnik relativ einfach aufgebaut ist, geht diese auch mit der niedrigsten Investition einher. Üblich sind hier Ausgaben von 10.000 bis 15.000 Euro für Technik, Einbau und Inbetriebnahme.

Wärmepumpen sind hingegen aufwendiger herzustellen. Sie kosten in der Anschaffung mehr und funktionieren in einigen Altbauten nur mit Umbauarbeiten am Haus richtig effizient. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass vor allem die Erschließung des Erdreichs oder des Grundwassers mit einem höheren Material- und Arbeitsaufwand einhergeht. Die Kosten für Anschaffung und Einbau liegen dadurch mit 15.000 bis 30.000 Euro oder mehr häufig über den Ausgaben für einen Fernwärmeanschluss.

Wichtig zu wissen:  Der Kaufpreis ist zu Beginn zwar sehr präsent, für die Wirtschaftlichkeit aber nicht immer ausschlaggebend. So kann sich ein System trotz höherer Anfangskosten lohnen, wenn die Ausgaben beim Heizen deutlich niedriger sind.

Förderung: Kaum Unterschied zwischen Fernwärme und Wärmepumpe

Geht es um eine Sanierung, bekommen Sie aktuell Zuschüsse in Höhe von 30 bis 70 Prozent zur Heizungsförderung. Ob Sie sich für Fernwärme oder Wärmepumpe entscheiden, spielt dabei kaum eine Rolle. Lediglich der Effizienzbonus macht die  Förderung der Wärmepumpe  lukrativer, wenn Ihnen Angebote wie der Einkommens- und der Geschwindigkeitsbonus nicht zur Verfügung stehen. Wann das der Fall ist, erklären wir detailliert im Beitrag zur  Förderung der Heizung.

Heizkosten: Monatliche Belastung von Fernwärme und Wärmepumpe

Wichtiger als die Ausgaben für die Anschaffung sind in aller Regel die Heizkosten. Denn diese zahlen Sie Monat für Monat, solange Sie Fernwärme oder Wärmepumpe nutzen. Wie hoch die Beträge jeweils ausfallen, lässt sich allerdings nicht pauschal beurteilen. So gibt es abhängig vom Gebäude und dessen Wärmeverteilung vor allem bei Wärmepumpenanlagen teilweise große Unterschiede. Die folgende Übersicht gibt dennoch erste Anhaltspunkte.

Heizsystem

Fernwärme

Wärmepumpe

Ausgaben

Grundpreis: 20 bis 50 €/kW im Jahr

Arbeitspreis: 9 bis 12 Ct/kWh

Messung/Abrechnung: 100 bis 250 €/a

Grundpreis: 10 bis 20 € pro Monat

Arbeitspreis mit Wärmepumpenstrom: 20 bis 22 Ct/ kWh oder

Arbeitspreis mit Haushaltsstrom 35 Ct/kWh und ca. 150 € Rabatt pro Jahr

Heizkosten bei 12.000 kWh/a

1.400 bis 2.200 €/a

1.000 bis 1.500 €/a

Heizkosten bei 20.000 kWh/a

2.200 bis 3.400 €/a

1.500 bis 2.500 €/a

Basierend für die Kosten der Wärmepumpenheizung ist eine Jahresarbeitszahl von drei. Ist die Effizienz durch höhere Vorlauftemperaturen geringer, fall die Heizkosten höher aus.     

Die Heizkosten für Fernwärme und Wärmepumpe verstehen sich als Richtwerte, die von Gebäude zu Gebäude unterschiedlich ausfallen können. Zu beachten ist dabei, dass sich die Preise immer auch verändern können. Während Sie Tarife bei der Wärmepumpenheizung frei wählen können, sind Sie bei der Fernwärme immer an einen Anbieter und dessen Konditionen gebunden.

Tipp:  Für eine fundierte Entscheidungsgrundlage empfehlen wir den Kontakt zu einem Fachhandwerker oder einem Energieberater aus Ihrer Region. Die Experten prüfen die individuellen Gegebenheiten sowie die Angebote der örtlichen Versorger. Sie berechnen die voraussichtlichen Heizkosten und zeigen, ob die Fernwärme oder die Wärmepumpe nach 20 Jahren im Betrieb günstiger ist.

Wartung und Pflege: Bei der Entscheidung nicht zu vernachlässigen

Ganz gleich, ob Sie sich für Fernwärme oder Wärmepumpe entscheiden: Beide Systeme arbeiten vollautomatisch und ohne Verbrennung. Das hat den Vorteil, dass Wartungsarbeiten vor allem das Wärmeverteilnetz betreffen. Hausübergabestationen am Fernwärmenetz gelten im Allgemeinen als wartungsfrei. Wärmepumpenanlagen sind zumindest wartungsarm. Lediglich Erd- und Wasserwärmepumpen haben einen geringfügig höheren Wartungsaufwand, da Experten hier auch Sole-Kreisläufe oder Brunnenanlagen kontrollieren müssen. Wie die Arbeiten hier im Detail ablaufen, erklären wir im Beitrag zur Wartung der Wärmepumpe.

Für Wärmepumpenheizungen, Fernwärmeanschlüsse und das Verteilnetz im Haus empfiehlt sich in aller Regel eine jährliche Wartung. Die Kosten dafür belaufen sich je nach System auf 100 bis 250 Euro und sind bei Fernwärmeanlagen teilweise bereits im Grundpreis enthalten.

Übrigens:  Da Fernwärme und Wärmepumpe ohne Verbrennung im eigenen Haus funktionieren, sind keine Besuche vom Schornsteinfeger mehr nötig. Das reduziert die Betriebskosten und ist ein Vorteil gegenüber vielen anderen Heizsystemen.

Heizkomfort: Bei Fernwärme und Wärmepumpe besonders hoch

Ob Sie sich für Fernwärme oder eine Wärmepumpe entscheiden, spielt in puncto Komfort nahezu keine Rolle. Denn beide Anlagen arbeiten ohne manuelles Zutun zuverlässig und effizient. Allein in Bezug auf die Zuverlässigkeit hat die Fernwärme einen geringen Vorteil. So kommen Fernwärmeübergabestationen abgesehen von Pumpen und Armaturen ohne bewegliche Bauteile aus. Das Störungs- und Ausfallrisiko ist dadurch etwas kleiner. Bei einer fachgerecht installierten und regelmäßig gewarteten Anlage ist im Allgemeinen aber auch nicht mit größeren Problemen zu rechnen.

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Wärmepumpe trotz Fernwärme-Anschlusszwang möglich?

Fernwärme oder Wärmepumpe: In einigen Fällen stellt sich die Frage nicht. Denn in vielen Regionen gibt es einen sogenannten Fernwärme-Anschlusszwang. Dieser basiert auf §  109 des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und besagt: „Die Gemeinden und Gemeindeverbände können von einer Bestimmung nach Landesrecht, die sie zur Begründung eines Anschluss- und Benutzungszwangs an ein Netz der öffentlichen Fernwärme- oder Fernkälteversorgung ermächtigt, auch zum Zwecke des Klima- und Ressourcenschutzes Gebrauch machen.“

Einfach gesagt heißt das: Wenn es dem Klima- und Ressourcenschutz dient, dürfen Sie von der Gemeinde dazu verpflichtet werden, sich an ein Fernwärmenetz anzuschließen. Der Fall ist das üblicherweise aber nur, wenn Sie eine neue Heizung installieren. Bereits vorhandene Anlagen dürfen in aller Regel bestehen bleiben.

Tipp:  Der Anschlusszwang für Fernwärme gilt trotz Wärmepumpe. So sagen es zumindest einige Satzungen vorhandener Netze. Dass sich der Sachverhalt tatsächlich anders darstellt, zeigt ein vom  Bundesverband Wärmepumpe e. V. veröffentlichtes Rechtsgutachten. Es stellt Wärmepumpen von der Anschlusspflicht frei und besagt zudem, dass Sie den bestehenden Anschluss an die Fernwärme durch eine Wärmepumpe ersetzen dürfen.

Sind Sie unsicher in Bezug auf die Bestimmungen in Ihrer Gemeinde, empfehlen wir Ihnen den Kontakt zum zuständigen Bauamt. Hier erfahren Sie auch, ob Sie die Fernwärme durch eine Wärmepumpe ersetzen dürfen, wenn Sie einen Heizungstausch planen.  

Fernwärme und Wärmepumpe kombinieren: Lohnt es sich?

Hybrid-Wärmepumpen sind interessant, wenn sich das Haus ohne Umbauarbeiten nicht für eine reine Wärmepumpenheizung eignet. Denn dann kombinieren Fachhandwerker diese mit einem anderen Heizsystem, das an kalten Tagen unterstützend oder alternativ einspringt. Der Vorteil: Die Umweltheizung arbeitet immer in einem für Sie effizienten Bereich und die Heizkosten lassen sich begrenzen.

Fernwärme und Wärmepumpe zu kombinieren, ist in aller Regel aber nicht sinnvoll. Ein Grund dafür sind hohe Anschluss- und Grundkosten. Ein weiterer ist, dass viele Netzbetreiber die Kombination der Fernwärme mit anderen Wärmeerzeugern untersagen. Ob das in Ihrer Region der Fall ist, geht aus den Anschlussbedingungen des Versorgers hervor.  

Entscheidungshilfe: Kommunale Wärmeplanung in der Region

Sind Sie bislang nicht sicher, ob Sie lieber auf Fernwärme oder Wärmepumpe setzen sollten? Dann empfehlen wir auch einen Blick in die kommunale Wärmeplanung. Diese zeigt auf, was in den kommenden Jahren in Ihrer Gemeinde geplant ist. Gibt es bisher kein Fernwärmenetz und auch die kommunale Wärmeplanung sieht ein solches nicht vor, können Sie sich getrost für eine Wärmepumpenheizung entscheiden. Gibt es bereits ein Wärmenetz oder soll dieses in den kommenden Jahren ausgebaut werden, hilft ein individueller Kostenvergleich.  

Fazit von Alexander Rosenkranz

Fernwärme oder Wärmepumpe? Welches Heizsystem in Ihrem Haus am besten geeignet ist, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Während sich in Bezug auf Wartung, Komfort und Zuverlässigkeit kaum Unterschiede ergeben, sind die Kosten oft entscheidend. Unter günstigen Voraussetzungen schneiden Wärmepumpenanlagen dabei oftmals besser ab. Fachhandwerker oder Energieberater prüfen das individuell und geben Ihnen somit eine fundierte Entscheidungsgrundlage an die Hand.

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