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Im Interview: Jan Meyer von E.ON

  • von Jeannette Kunde
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Die Energiewende ist ein komplexes Thema. Zwar werden immer wieder Statistiken, Zahlen und Ziele veröffentlicht, die zeigen, dass endlich was geschehen muss. Aber was das letztlich für jeden Einzelnen bedeutet, ist nur schwer zu fassen und bleibt häufig vage. Privatpersonen und Unternehmen stehen hierbei vor unterschiedlichen Herausforderungen. Im Gespräch mit heizung.de berichtet Jan Meyer, Leiter der Geschäftsentwicklung Wärme bei E.ON, unter anderem von den Chancen der Energiewende und der Bedeutung des Faktors Strom für das Gelingen der Wärmewende.

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Worin besteht für Sie als Vertreter eines Energiekonzerns die wohl größte Herausforderung bei der Energiewende?

Jan Meyer:  Die  Energiewende  birgt für uns zahlreiche Herausforderungen aber auch Chancen. Ich persönlich empfinde die umfassende Sensibilisierung für die Notwendigkeit der Energiewende als eine der zentralen Aufgaben. Dazu gehört auch, das Thema Energiewende ganzheitlich zu betrachten. Aktuell wird im öffentlichen Diskurs der Begriff Energiewende häufig als Synonym für Stromwende gebraucht – da geht es dann hauptsächlich um Wind- und Solarstromerzeugung oder den Ausbau des Stromnetzes.

Kaum bekannt ist der Öffentlichkeit jedoch, dass die Energiewende nur über die  Wärmewende  gelingen kann. 85 Prozent des Energieverbrauchs in Privathaushalten gehen auf das Konto von Heizung und Warmwasser und noch immer sind in Deutschland rund fünf Millionen ineffiziente Ölheizungen in Betrieb. Dabei ließen sich bei einer Umstellung auf Wärmepumpen oder Gas-Brennwertheizungen bis zu 60 Prozent der CO2-Emissionen und 30 Prozent der Energiekosten sparen.

(Anmerkung der Redaktion: Ebenso können mit der Modernisierung auf eine Öl-Brennwertheizung die CO2-Emissionen sowie die Energiekosten um bis zu 30 Prozent gesenkt werden - im Vergleich zu einem konventionellem Öl-Heizkessel.)

Jan Meyer:

"Ein großes Potenzial steckt zum Beispiel im Zusammenspiel von Solarstromerzeugung und elektrischer Wärmeerzeugung über Wärmepumpen. Auf diese Weise kann Strom jederzeit in Form von Wärme gespeichert und Kosten wie auch CO₂-Emissionen reduziert werden." (Bild: © E.ON)

Für das Erreichen der Klimaziele müssen in den nächsten Jahren Millionen von Wärmeerzeugern ausgetauscht und modernisiert werden. Wie tragen Sie dazu bei?

Jan Meyer:  E.ON beliefert Privat- und Gewerbekunden seit über 90 Jahren mit Erdgas zur Wärmeerzeugung. Im Geschäftskundenbereich sind wir bereits seit Langem kompetenter Ansprechpartner für innovative Wärmelösungen. So betreiben wir deutschlandweit mehr als 4.000 Wärmeerzeuger im Gewerbesegment. Als Partner der Industrie unterstützen wir zudem seit vielen Jahren die Entwicklung von effizienten und innovativen Heizlösungen.

Deshalb ist es für uns nur ein konsequenter Schritt, auch das Angebot von Wärmedienstleistungen für Privat- und Gewerbekunden weiter auszubauen. Hierbei setzen wir stark auf die Zusammenarbeit mit Herstellern und dem lokalen Handwerk, wobei uns eine individuelle Beratung und flexible Angebotsmodelle besonders wichtig sind.

Neben unserer jahrelangen Expertise im Wärmemarkt stellen wir uns bewusst technologieunabhängig und herstellerneutral auf. Unser Anspruch ist es, unseren Kunden objektiv die Heizungslösung anzubieten, die am besten zu ihm passt. Und zu guter Letzt ist es auch unser Ziel, Innovationspotenziale auszuschöpfen, mit neuen Produkten und Prozessen anzureichern und damit einen wertvollen Beitrag für den Wärmemarkt zu leisten.

Worin bestehen aktuell diese Innovationspotenziale?

Jan Meyer:  Wir sehen in der Kombination und intelligenten Verknüpfung von Produkten wie Heizung, Strom- und Gaslieferung sowie Smart-Home-Lösungen einen konkreten Mehrwert für den Kunden. In einer immer komplexer werdenden Welt wollen wir es diesem einfacher machen und Service aus einer Hand anbieten. Darüber hinaus arbeiten wir konkret an der Verknüpfung der Strom- und  Wärme-Welt: ein großes Potenzial steckt zum Beispiel im Zusammenspiel von Solarstromerzeugung und elektrischer Wärmeerzeugung über Wärmepumpen. Auf diese Weise kann Strom jederzeit in Form von Wärme gespeichert und Kosten wie auch CO2-Emissionen reduziert werden.

Was würden Sie konkret unseren Lesern empfehlen, die noch mit einem 30 Jahre alten Kessel Wärme erzeugen?

Jan Meyer: Zuallererst würde ich die Beratung durch einen Wärmeexperten empfehlen, der – je nach Gebäudetyp, Wärmebedarf und Einbausituation – die individuell beste Lösung empfiehlt. Das kann ein effizienter Gaskessel sein, vielleicht kommen aber auch Technologien wie etwa Wärmepumpen oder eine Brennstoffzellenheizung in Frage.

Im Gespräch mit einem Experten vor Ort beim Kunden lässt sich das am besten herausfinden. Der Kunde muss berücksichtigen, dass sich gerade bei älteren Gebäuden mit 20 bis 30 Jahre alten Kesseln Einsparpotenziale von bis zu 30 Prozent ergeben. Die Modernisierung kann sich also alleine durch die gesteigerte Effizienz schon in wenigen Jahren rechnen.

Die Modernisierung kann sich also alleine durch die gesteigerte Effizienz schon in wenigen Jahren rechnen.

Jan Meyer

Sie sprechen auf Ihrer Website davon, dass bis 2025 bereits 80 Prozent der installierten Kapazitäten aus erneuerbaren Energien stammen sollen. Sie zeigen, dass dabei die Windenergie eine zentrale Rolle spielt. Doch welche anderen Energieträger sind wichtig und wie können Sie Ihrer Meinung nach die angestrebten Ziele erreichen?

Jan Meyer:  Wir glauben an einen breiten Erzeugungsmix zur Sicherung der Stromversorgung in Deutschland. Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie werden hierbei künftig eine immer wichtigere Rolle spielen und die konventionelle Stromerzeugung langfristig verdrängen. Dazu kommen perspektivisch kleinere stromerzeugende Heizungen im gewerblichen und privaten Bereich, die neben der Wärme auch Strom zur Eigenversorgung produzieren.

Langfristig glaube ich, dass auch die Wärmeversorgung immer stärker über Strom aus erneuerbaren Energie sichergestellt wird. Dies gilt auch für den privaten Bereich. So sehen wir bereits heute hohe Zuwachsraten von Wärmepumpen und dieser Trend wird sich fortsetzen.

heizung.de: Vielen Dank für das Gespräch!

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