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Fernwärme versorgt heute viele private Haushalte, Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen ganzer Städte oder Stadtteile mit thermischer Energie für Heizung und Warmwasser. Aber wie funktioniert Fernwärme eigentlich, welche Vor- und Nachteile bringt die sogenannte Fernheizung mit sich und wie sieht die Versorgungsstruktur in Deutschland aus? Dies und mehr erfahren Sie im folgenden Ratgeber.
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Vor allem in dicht besiedelten Gebieten dient Fernwärme der Versorgung mit zentral erzeugter thermischer Energie. Oft kommt dabei industrielle Abwärme zum Einsatz – etwa aus Müllverbrennungsanlagen. Die Wärme geht auf ein Wärmeträgermedium über und wird mittels gedämmter Rohrleitungen über ein weit verzweigtes Netz an die Abnehmer transportiert. Da die angeschlossenen Gebäude keine lokale Heizung für die Versorgung mit Wärme und Warmwasser benötigen, wird Fernwärme auch als Fernheizung bezeichnet. Einen schnellen Einblick in das Thema "Fernwärme" ermöglicht das folgende Video:
Nach Gas und Öl ist Fernwärme in Deutschland die wichtigste Heizart. Das zeigt die Studie "Wie heizt Deutschland 2023" des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Insbesondere die Wärmeversorgung von Wohnungen in größeren Gebäuden erfolgt demnach oft über der Energieträger Fernwärme (Basis: 41,9 Mio. Wohnungen):
Bei der Nutzung von Fernwärmenetzen gibt es regionale Unterschiede. Weit verbreitet sind diese in großen Städten wie Berlin und Hamburg – was vor allem strukturelle Gründe hat. Zudem wird im Osten des Landes häufiger mit einer Fernwärmeheizung geheizt. Um die Wärmewende voranzutreiben, soll die Versorgung mit Fernwärme jedoch weiter ausgebaut werden. Die Einbindung erneuerbarer Energien nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.
Der Fernwärmetransport erfolgt in der Regel unter der Erde, ist aber auch über Freileitungen möglich. Die thermische Energie wird meist in Form von heißem Wasser, gelegentlich auch als Wasserdampf durch stark gedämmte Rohrleitungen zu den angeschlossenen Gebäuden transportiert. An der Fernwärmeübergabestation erfolgt dann die Wärmeübertragung auf das Haussystem. Wichtig: Das Fernwärmenetz ist ein geschlossener Kreislauf. Wurde die Wärme an das Gebäudesystem übertragen, fließt das abgekühlte Wasser zurück zur Wärmeerzeugungsanlage. Es wird nicht direkt durch die Heizkörper im Haus geleitet.
Übrigens: Geht es nur um einzelne Verbrauchereinheiten oder um kleinere Siedlungen, die ihre eigene Wärme erzeugen, wird dies auch als Nahwärme bezeichnet.
Zu den Nachteilen von Fernwärme gehören die Wärmeverluste über die Rohrleitungen – auch bei guter Isolierung. Denn mitunter wird die thermische Energie über weite Strecken zu den angeschlossenen Gebäuden transportiert. Bei sogenannten Kalt- oder Anergiewärmenetzen sind die Verluste geringer. Das Wärmeträgermedium wird hier mit Temperaturen zwischen zehn und 25 Grad Celsius transportiert. Zum Vergleich: In klassischen Fernwärmenetzen sind es 80 bis 130 Grad Celsius.
Fernwärme ist nicht an einen bestimmten Brennstoff gebunden. Sie kann sowohl bei der Verbrennung fossiler als auch biogener Energieträger entstehen. Oft fällt sie auch als Nebenprodukt an – wie bei der bereits erwähnten Müllverbrennung oder bei der kombinierten Erzeugung von Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung). Der Vorteil dabei: Die sogenannte Abwärme wird sinnvoll eingesetzt und geht nicht verloren. Ressourcen können so effizienter genutzt und mitunter eingespart werden.
Ein Großteil der Fernheizungen in Deutschland wird noch durch die Verbrennung von Erdgas, Stein- und Braunkohle mit thermischer Energie versorgt. Das soll sich jedoch ändern. Denn Fernwärme kann auch aus erneuerbaren Quellen stammen. Beispiele:
Abwärme aus großen Rechenzentren lässt sich ebenso für die Versorgung von Fernwärmeheizungen mit thermischer Energie nutzen. Der Einsatz von Großwärmepumpen ist ebenfalls möglich – beispielsweise in Zusammenhang mit der Aufbereitung von Abwasser. Aktuell stammt in Deutschland rund 20 Prozent der Fernwärme aus erneuerbaren Energien. Dieser Anteil soll schrittweise ansteigen. Die Mindestziele für den Anteil an erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme sind im Wärmeplanungsgesetz (WPG) festgehalten:
Übrigens: Bereits seit Januar 2024 müssen in jedes neue Wärmenetz mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien eingeleitet werden.
Wichtigste Voraussetzung ist, dass sich das Gebäude im Anschlussgebiet eines Fernwärmeanbieters befindet. Da sich diese in der Regel auf Ballungsgebiete mit vielen potenziellen Abnehmern konzentrieren, sind die Netze vor allem in Städten und dicht besiedelten Neubaugebieten verbreitet.
Hinweis: Ob das Heizen mit Fernwärme möglich ist, lässt sich bei der Kommune oder dem kommunalen Energieversorger erfragen.
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Unabhängig davon, ob Fernwärme im Einfamilienhaus oder in größeren Gebäuden installiert werden soll, sind bauliche Maßnahmen erforderlich.
Netze für Fernwärme sind in der Regel geschlossene Systeme, die auf eine Stadt oder einzelne Stadtteile begrenzt sind. Da der Ausbau mit großem Aufwand und hohen Kosten verbunden ist, lohnt es sich wirtschaftlich nicht, ein parallel verlaufendes Netz aufzubauen. Das bedeutet: Fernwärme-Anbieter haben eine Monopolstellung. Anders als bei Gas- oder Stromanbietern können Abnehmer den Anbieter für Fernwärme also nicht frei wählen.
In einigen Kommunen gilt ein Benutzungs- und Anschlusszwang für Fernwärme. Möglich ist ein solcher aufgrund von Paragraf 109 des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), wenn das Netz dem Klima- und Ressourcenschutz dient. Alternative Lösungen sind aber auch dann nicht verboten. So lässt sich der Anschlusszwang umgehen, wenn eine individuelle Heizungsanlage auf Basis erneuerbarer Energien geplant ist – beispielsweise eine Wärmepumpe. Wichtig ist, dass sich der Plan zum Heizen mit erneuerbaren Energien nachweisen lässt.
Die Kosten für eine Fernheizung setzen sich im Wesentlichen aus den Anschaffungs- und den Betriebskosten zusammen. Dabei sind die Kosten für die Anschaffung, also für den Anschluss des Gebäudes an das Fernwärmenetz sowie die Übergabestation, vergleichsweise günstig. Oft übernehmen die Versorger einen Teil der Kosten, da sie ein Interesse daran haben, die Wärme effektiv abzugeben. Denn Heizwerke können immer nur so viel Wärme in das Netz einspeisen, wie entnommen wird. Die Betriebskosten variieren regional mitunter stark. Grundsätzlich setzen sich diese jedoch aus Grund- beziehungsweise Leistungspreis und Arbeitspreis zusammen:
Einige Anbieter von Fernwärme berechnen zusätzlich einen Mess- oder Verrechnungspreis. Dieser ist unabhängig von Anschlussleistung sowie Verbrauch und fällt jährlich an. Ausführliche Informationen zu allen Kostenfaktoren finden Sie im Beitrag: "Typische Fernwärme-Kosten im Überblick".
Überwiegen die Vorteile bei der Fernwärme oder die Nachteile? Eine Abwägung sollte stets individuell erfolgen. Die folgenden Punkte können dabei als Entscheidungshilfe dienen:
Eine offizielle Definition für Nah- und Fernwärme gibt es nicht. Daher ist auch die Unterscheidung nicht ganz einfach. Als relevante Merkmale werden jedoch oft die Länge des Rohrnetzes sowie die Anzahl der angeschlossenen Gebäude herangezogen. Bei Nahwärme kommen zudem oft kleinere Wärmeerzeugungsanlagen zum Einsatz.
Verschiedene Wärmequellen können thermische Energie für eine Fernwärmeheizung bereitstellen. Oft wird Abwärme genutzt, die im Zuge der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung sowie bei der Müllverbrennung entsteht. Derzeit stammt ein Großteil der Fernwärme aus der Verbrennung von Gas und Kohle. Der Anteil erneuerbarer Energien soll in den kommenden Jahren jedoch steigen. Denkbar ist etwa die Nutzung von Biomasse, Geo- und Solarthermie.
Die Kosten für den Auf- und Ausbau eines Fernwärmenetzes sind relativ hoch und rechnen sich nur, wenn es dauerhaft viele Abnehmer gibt. Aus diesem Grund haben Fernwärmeverträge eine vergleichsweise lange Laufzeit. Bei erstmaligem Abschluss läuft ein Versorgungsvertrag über maximal zehn Jahre. Erfolgt keine Kündigung, verlängert sich dieser maximal um weitere fünf Jahre. Grundsätzlich besteht jedoch ein Kündigungsrecht zum Ende der jeweiligen Vertragslaufzeit.
Auch wenn es einen kommunalen Anschlusszwang für Fernwärme gibt, sind alternative Lösungen der Wärmeversorgung nicht verboten. Mit entsprechender Begründung ist es möglich, den Zwang zu umgehen (Opt-out-Lösung). Denkbar ist etwa die Anschaffung einer individuellen Heizlösung auf Basis regenerativer Energie, wenn die Fernwärme nicht aus erneuerbaren Quellen stammt. In einem solchen Fall kann der Fernwärmevertrag mit einer Kündigungsfrist von zwei Monaten gekündigt werden. Voraussetzung: Die Umrüstungspläne sind nachweisbar.
Die Höhe des Grundpreises hängt entscheidend von der Anschlussleistung ab. Ist diese zu hoch gewählt, beeinflusst das auch die Kosten. Grundsätzlich ist es aber möglich, die Anschlussleistung einmal jährlich um maximal 50 Prozent zu reduzieren. Die Forderung kann zum Ende des Kalendermonats erfolgen, wobei eine Frist von vier Wochen gilt. Ein geringer Bedarf muss nicht nachgewiesen werden. Soll die Leistung um mehr als 50 Prozent reduziert werden, muss der Anteil durch erneuerbare Energien ersetzt werden.
Fernwärme gilt als wichtiger Hebel der Wärmewende. Denn durch sie können viele Gebäude gleichzeitig mit Wärme aus erneuerbaren Energien versorgt werden. Aktuell kommen allerdings vor allem fossile Brennstoffe zu Einsatz. Auch wenn sich dies ändern soll, ist die Entscheidung für Fernwärme aufgrund der Vertragsbedingungen meist eine langfristige. Deshalb sollte diese wohl überlegt sein und individuell getroffen werden.
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