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Im Interview: Gilbert Krapf von C.A.R.M.E.N.

  • von Philipp Hermann
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Wer sich für Holzpelletpreise, die Preisentwicklung von Holzhackschnitzel oder allgemein für Energiepreise interessiert, landet früher oder später auf der Website  www.carmen-ev.de/. Die Seite bietet den Besuchern aber vielmehr als nur bloße Informationen. Welches Ziel die Seite verfolgt und vor allem wer dahinter steckt, verrät uns Gilbert Krapf im Interview mit heizung.de. Er ist Diplom-Ingenieur und Abteilungsleiter für den Bereich Festbrennstoffe bei C.A.R.M.E.N.  

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Herr Krapf, sagen Sie uns in wenigen Sätzen, wofür die Buchstaben C.A.R.M.E.N. stehen und was sich dahinter verbirgt?

Gilbert Krapf: Unser Kürzel steht für Centrales Agrar-Rohstoff Marketing und Energie-Netzwerk. Wir sind ein Verein, der 1992 vom Freistaat Bayern gegründet wurde und der im Wesentlichen vom Freistaat getragen wird. Wir sind der Knotenpunkt im Netzwerk für nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energien und nachhaltige Ressourcennutzung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von C.A.R.M.E.N. haben den Auftrag:

  • Stets ein Ohr für die Entwicklungen in diesen Segmenten offen zu haben.
  • Marktdaten zu erfassen, aufzubereiten und zu kommunizieren.
  • Forschungs- und Entwicklungsbedarf zu benennen.
  • Demonstrationsvorhaben zu initiieren und auszuwerten.
  • Vorhaben und Entwicklungen auch mal kritisch zu hinterfragen.

Man kann es auch so ausdrücken: Wir möchten Menschen zusammenbringen und den Austausch über nachwachsende Rohstoffe, erneuerbare Energien und nachhaltige Ressourcennutzung fördern.

Gilbert Krapf:

"Holzenergie ist speicherbar und damit bedarfsgerecht nutzbar. Und sie ist kosten- und energieeffizient. Damit passt die Holzheizung gut in das Spektrum etablierter Heiztechnologien." (Bild:  © Gilbert Krapf)

Warum ist eine nachhaltige Ressourcennutzung überhaupt notwendig?

Gilbert Krapf: Es gibt einen Spruch, der wörtlich zu nehmen ist: „Wir haben nur diese eine Erde.“ Dieser Spruch besagt, dass wir, die Menschen und unsere Nachkommen, auf unseren Planeten angewiesen sind. Wenn wir Ressourcen nutzen, dann verursachen wir Umweltwirkungen: Schadstoffemissionen, Klimawandel, Artensterben. Wir verändern das Landschaftsbild, greifen in den Naturhaushalt ein, versiegeln Böden und benötigen Platz für das Deponieren von Abfällen. Wir fordern die Regenerationsfähigkeit der Erde heraus, diese ist aber begrenzt. Das heißt, unsere Ressourcen können knapper werden. Eine solche Verknappung kann bewirken, dass beispielsweise Rohstoffpreise kräftig schwanken, dass sie letztlich steigen und dass die biologische Vielfalt leidet. Indem wir Ressourcen wie Rohstoffe, Energien, Flächen, Böden oder Wasser sparsam nutzen, vermeiden wir schädliche Einflüsse. Letztlich verhindern wir dadurch wirtschaftliche und soziale Verwerfungen.

Wie sieht eine solche Nutzung in der Praxis für den einzelnen aus?

Gilbert Krapf: Wir sollten das, was uns zur Verfügung steht, schonend und effizient verwenden. Diesen Grundsatz gilt es nicht nur beim Konsum zu beachten, sondern schon bei der Produktion. Auch das Design der Produkte und der Transport von Waren und Rohstoffen sollten den Grundsätzen einer nachhaltigen Ressourcennutzung entsprechen. Beitragen kann jeder – im privaten wie im beruflichen Umfeld. Eine Hilfestellung für Privatkonsumenten können Zertifizierungen und Labels sein: beispielsweise das Umweltzeichen der Blaue Engel oder die Energiekennzeichnung, die wir von Elektrogeräten kennen. Gute Lösungsfindungen erreichen wir durch Vernetzung, also durch Erfahrungs- und Wissensaustausch, die uns den Weg in die Praxis leiten können. Dafür steht letztlich auch C.A.R.M.E.N.

Ein wichtiges Feld, welches wir anpacken müssen, ist das Thema Wärme – sprich: die Wärmewende. Wir müssen tragfähige Antworten darauf finden, wie wir unsere Häuser und unsere Industrieprozesse so mit Wärme versorgen, dass Umweltauswirkungen und Ressourcenverbrauch möglichst klein sind. Dazu zählt auch, dass die Wärmedämmung und die vielleicht erforderlichen neuen Heiztechniken so gestaltet werden, dass sie den Ressourcenverbrauch nicht zusätzlich erhöhen. 

Wir sollten das, was uns zur Verfügung steht, schonend und effizient verwenden.

Gilbert Krapf

Sie bieten auf Ihrer Website Preisindizes an. Welche Brennstoffe werden dabei berücksichtigt?

Gilbert Krapf: Aktuell erheben und veröffentlichen wir Marktpreise für Holzpellets, für Holzhackschnitzel und für Holzbriketts, und zwar in Euro pro Tonne und in Euro pro Megawattstunde. Wir verwenden Angebotspreise. Das heißt eine größere Zahl an Anbietern, die alle auf der Webseite gelistet werden, nennt uns regelmäßig standardisiert ihre Preise für bestimmte Lieferradien und Liefermengen. Wir veröffentlichen die Preisentwicklung dann als Grafiken, die gerne auch von Dritten verwendet werden. Dabei handelt es sich um die monatlichen bzw. quartalsweisen Mittelwerte mit Minimal- und Maximalabweichungen, außerdem Jahresmittelwerte und Preistrends.

In die Erhebung der Hackschnitzelpreise beziehen wir etwa 270 Anbieter in Deutschland ein, meist erhalten wir von etwa 40 Firmen Angebote. Die Ergebnisse gibt es dann für ganz Deutschland sowie getrennt für die nördlichen und südlichen Bundesländer. Unsere Preise bekommen wir für  Hackschnitzel  in zwei Qualitäten: einmal mit 20 Prozent und einmal mit 35 Prozent Wassergehalt.

Bei den Holzpellets sind es 450 Firmen, die wir für die Zulieferung von Preisrohdaten gewinnen konnten. Davon sitzen viele in Österreich, knapp 100 antworten regelmäßig. Die erhobenen Preise stellen wir den uns bekannten Preisen für Heizöl und Erdgas gegenüber. In den Grafiken erkennt man ganz gut die unterschiedlichen Trends: den etwas nervösen der fossilen Brennstoffe und den deutlich ruhigeren der Holzbrennstoffe.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der Veröffentlichung der Preisindizes?

Gilbert Krapf: Vor 20 Jahren, als wir mit unseren Preiserhebungen angefangen haben, gab es zwar schon einen Markt für Holzbrennstoffe. Der war aber sehr kleinteilig, regional und eher informell geprägt. Holzpellets waren gerade erst als Brennstoffe aufgekommen und in Deutschland zugelassen. Hackschnitzel wurden in den ersten Heizwerken und Heizkraftwerken verwendet. Damals wurden wir oft gefragt: Wo gibt es Holzhackschnitzel? Was kosten Pellets? Die Preiserhebungen und deren Veröffentlichung war eine unserer Maßnahmen zur Schaffung von mehr Markttransparenz.  

Wie meinen Sie das?

Gilbert Krapf: Mit der Veröffentlichung der Preise und deren Entwicklung - und zwar in Relation zu den Preisen fossiler Brennstoffe - haben wir eine Basis für Investitionsentscheidungen geschaffen. Dabei war es uns von Anfang an wichtig, die Notwendigkeit einer Vollkostenrechnung aufzuzeigen, also nicht nur die Kosten des Brennstoffes selbst, sondern auch die der Heizanlage zu berücksichtigen; erst die Vollkosten ermöglichen den seriösen Vergleich unterschiedlicher Heiztechnologien. Unsere Hilfsmittel, die jeder kostenfrei im Internet abrufen kann, werden gerne genutzt. Die Seite mit den Preisindizes zählt zu den besucherstärksten Seiten. Inzwischen, so hören wir immer wieder, fließen unsere Datenreihen sogar in Hackschnitzel-Lieferverträgen ein, wenn beispielsweise Holzheizwerke betrieben und mit Hackschnitzel-Brennstoffen versorgt werden sollen.  

© peshkova / shutterstock.com

Holzhackschnitzel, Holzpellets und Holzbriketts sind Brennstoffe für eine Holzheizung. Ist sie, Ihrer Meinung nach, im Hinblick auf die Energiewende das Heizsystem der Zukunft?

Gilbert Krapf: Die Holzheizung ist auf jeden Fall eine Technologie, die in den vergangenen 20 Jahren eine sehr gute Entwicklung gezeigt hat. Holzenergie ist speicherbar und damit bedarfsgerecht nutzbar. Und sie ist kosten- und energieeffizient. Damit passt die Holzheizung gut in das Spektrum etablierter Heiztechnologien. Schon jetzt leistet die Holzenergie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, und ich bin überzeugt, dass sie auch weiterhin eine Technologie der Zukunft sein wird. Ganz sicher ist sie eine der wichtigen Optionen, die wir haben, um den aktuellen Sanierungsstau im Heizungskeller aufzulösen.

Gegenwärtig liefert die Holzenergie einen Großteil der erneuerbaren Wärme. In Bayern werden immerhin 15 Prozent des gesamten Wärmebedarfs mit Holzenergie gedeckt. Inzwischen gibt es viele gute und nachahmenswerte Beispiele für Holzenergie im Wärmemarkt und in der Stromerzeugung. Etliche Holzenergieanlagen finden sich natürlich im ländlichen Raum, die Städte holen aber auf. Die Holzvorräte und Potenziale für den aktuellen Bedarf und für einen weiteren Ausbau sind vorhanden, das haben jüngst auch die  Waldinventur  und Erhebungen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft gezeigt.

Die Holzheizung beschäftigt also Menschen, und das nicht zu knapp.

Gilbert Krapf

Eine Nutzung der Holzressourcen innerhalb ihrer natürlichen Regenerationsfähigkeit ist möglich. Holzheizungen werden immer effizienter und sind wirtschaftlich attraktiv. Gerade die Pelletheizungen bieten einen guten Komfort. Auch bei den Schadstoffemissionen spielen Holzheizkessel in einer guten Liga. Es gibt einen professionellen Brennstoffhandel und viele, vor allem gut aufgestellte mittelständische Firmen, die hocheffiziente Technologien anbieten. Die Holzheizung beschäftigt also Menschen, und das nicht zu knapp.

Das Potenzial ist also da?

Gilbert Krapf: Wir müssen natürlich realistisch sein und sehen, dass wir nicht alles mit Holzenergie versorgen können. Dennoch werden Holzbrennstoffe im Energiemix der Zukunft sicherlich eine wichtige Rolle spielen. Denken wir nur an das Lastmanagement in der Stromversorgung, für das die Holzenergie wesentlich werden dürfte. Die dabei anfallende Wärme stünde für Heizzwecke und für die Bereitstellung von Prozesswärme zur Verfügung.  

In der Versorgung von Prozesswärme gibt es Segmente, die sich gut mit Holzenergie decken lassen könnten.

Gilbert Krapf

Eine gute Zukunft sehe ich für die Holzenergie im Baubestand, beispielsweise bei Denkmalschutzimmobilien, die sich schwer komplett energetisch sanieren lassen. Außerdem sehe ich die Holzenergie als eine wesentliche Basis für Wärmenetze, wobei ich mir gut eine Kombination mit weiteren erneuerbaren Energien, wie der Solarthermie, und mit der Nutzung sogenannter Abwärme vorstellen kann.

Wichtig dürfte für die Holzenergie generell der Industriesektor werden; in der Versorgung von Prozesswärme gibt es Segmente, die sich gut mit Holzenergie decken lassen könnten. Ansonsten muss unsere Aufmerksamkeit auch den vorhandenen Holzenergieanlagen gelten. Diese gilt es nach Möglichkeit zu optimieren, die Effizienz lässt sich vielleicht an der einen oder anderen Stelle noch weiter steigern. Wärmenetze können verdichtet und die Geschäftsmodelle der Wärmeversorger auf eine breitere Basis gestellt werden. An diesen Entwicklungen bleiben wir von C.A.R.M.E.N. auf jeden Fall dran!

Vielen Dank für das Gespräch!

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